HRC-Radurlaub 2014: Luxemburg – Belgien
Der diesjährige Radurlaub führte ins klassische Radsportland Belgien. Unser Obmann Franz hatte uns im vorigen Herbst davon überzeugt, dass es an der Zeit sei, selber zumindest ein paar jener Strecken zu fahren, die man von den sogenannten Frühjahrsklassikern kennt. Mit seinem ausgeprägten Tüftlersinn stellte er die Streckenführung zusammen, die dann in bewährter Manier gemeinsam mit Gilbert Gaber (Gaber-Reisen) einem „Feintuning“ unterzogen wurde, damit uns an den jeweiligen Etappenzielen auch ein gutes Quartier erwartete.
Am Sonntag, 15. Juni, begann um 6 Uhr für 17 erwartungsvolle Radlerinnen und Radler die lange Busreise nach Merzig, einem deutschen Ort nahe der Grenze zu Luxemburg.
Zum Start der 1. Radetappe am 16. Juni (Strassen – Vielsalm) brachte uns der Bus nach Strassen, von wo aus wir ein landschaftlich eindrucksvolles Luxemburg vom Süden bis in den Norden kennenlernten, ehe wir die Grenze zu Belgien überquerten. Schon diese 1. Etappe hatte eine besondere Überraschung für uns parat, nämlich eine längere Schotterpassage durch Feld und Wald in ziemlich entlegener Gegend. Nach 127km (und 1570 Höhenmetern) trafen wir in Vielsalm ein.
Die 2. Etappe am 17. Juni von Vielsalm nach Hasselt (141km, 1360 Höhenmeter) bot einen radsportlichen Leckerbissen, die steile Rampe der Redoute (auf der beim ältesten Eintagesklassiker Lüttich – Bastogne – Lüttich oft schon entscheidende Attacken erfolgten). Herbert und Walter legten es sogar auf einen Sprint an – es ging so knapp zu, dass nicht einmal das Zielfoto Auskunft über den Sieger erlaubt! Die vielen Phil-Schriftzüge auf dem Asphalt nahmen wir zwar zur Kenntnis, echt überrascht waren wir aber erst, als auf der Straße mehrfach „Gilbert“ zu lesen war – hatten wir doch bis dahin keine Ahnung davon gehabt, wie populär unser Chauffeur Gilbert Gaber in Belgien ist! (Die große Mehrheit der Unbelehrbaren wird allerdings weiterhin glauben, es handle sich dabei um eine Anfeuerung für den belgischen Klassikerspezialisten Philippe Gilbert!)
Auf der 3. Etappe von Hasselt nach Ninove (137km, 540 Höhenmeter) lernten wir das dicht besiedelte und entsprechend verbaute Belgien rund um Brüssel kennen. Wenn auf nicht einmal 31 000km2 ca. 11 Millionen Menschen leben, muss es städtische Großräume geben, in denen diese wohnen. Die Route führte uns lange Kilometer auf schmalen Radstreifen neben dichtem Verkehr. Ein „Zuckerl“ wartete dennoch auf uns: Herbert hatte die gute Idee, das durch einen kurzen Umweg von wenigen Kilometern erreichbare „Atomium“ zu besuchen, jenen bemerkenswerten Bau, der anlässlich der Brüsseler Weltausstellung 1958 errichtet worden war, bestehend aus 9 durch Röhren verbundenen Kugeln mit jeweils 18 Metern Durchmesser.
Die 4. Etappe von Ninove nach Anhée (143km, 1280 Höhenmeter) führte nicht nur in landschaftlich reizvolle Gegenden, sondern bot gleich am Beginn einen weiteren Höhepunkt, die von der Flandernrundfahrt her legendäre Mauer von Geraardsbergen. Dieser steile Kopfsteinpflasteranstieg – in einem Reiseführer als „Quälerei sondergleichen“ bezeichnet – bereitete uns weniger Schwierigkeiten, als viele erwarteten, aber ein gewisser Stolz, es geschafft zu haben, war bei allen unverkennbar. In der Folge kamen wir in den Genuss vieler kleiner Nebenstraßen mit wenig Verkehr, aber vielen Anstiegen. Genussvoll aber auch der letzte Teil dieser Etappe, die Fahrt durch ein malerisches Tal bis nach Anhée.
Auf der 5. Etappe von Anhée nach Bouillon (119km, 1750 Höhenmeter) folgte Hügel auf Hügel, mittellange Anstiege und rasante Abfahrten wechselten in dichter Reihenfolge. Viele Kilometer radelten wir dahin, ohne auf Menschen zu stoßen, in einem Wald dann zwei tote Dachse am Straßenrand. Die Route führte uns schließlich nahe an die Grenze zwischen Belgien und Frankreich. Viel Wald, Wiesen und Felder prägten diese schöne Etappe, die mit einer tollen Abfahrt nach Bouillon endete, wo wir am Fuße der mittelalterlichen Burg des Kreuzritters Gottfried von Bouillon (der größten Burg Belgiens) Quartier bezogen.
Die 6. Etappe von Bouillon nach Luxemburg (Stadt) (115km, 1460 Höhenmeter) begann mit einer langen Steigung in Bouillon, und bald darauf kam eine Überraschung: eine gesperrte Straße, mehrere Haufen Bruchasphalt quer über die Fahrbahn. Wir ließen uns davon nicht aufhalten und genossen die Fahrt bei sonnigem Wetter, lange über angenehme Nebenstraßen, ein ständiges Auf und Ab. Als wir uns dann Luxemburg näherten, nahm der Verkehr wieder zu, und schließlich rollten wir geschlossen als kompakte Gruppe unserem Etappenziel, der Stadt Luxemburg entgegen.
Dort konnten wir dann zufrieden Bilanz ziehen: In sechs Tagen hatten wir ca. 780, erfreulicherweise unfallfreie, Kilometer zurückgelegt, und insbesondere bemerkenswert erschienen uns die ca. 8000 Höhenmeter, die sich dabei angesammelt hatten (und das in einem Land, dessen höchster Berg keine 700 Meter hoch ist!). Obwohl einige Teilnehmer mit Erkältungen zu kämpfen hatten (sodass etwa Roland erst am dritten Tag ins Geschehen eingriff), konnten doch alle die Fahrt genießen. Sehr erleichtert wurde uns die Bewältigung der anspruchsvollen Etappen durch die großartige Betreuung und Verpflegung, die uns Ingrid und Bettina gemeinsam mit Gilbert bei den diversen Zwischenstopps zuteil werden ließen. Sehr dankbar waren wir müden Radler auch, dass sie darüber hinaus im Hotel am jeweiligen Etappenziel bereits vieles für uns arrangiert hatten, wie etwa die Bereitstellung der Koffer oder die Klärung des Abstellplatzes für unsere Rennräder. Nochmals vielen Dank!
Wie bei so langen Radrundfahrten üblich, blieben auch wir von Defekten nicht verschont – von mehreren „gewöhnlichen“ Reifenschäden abgesehen, zitterten wir (auch wegen der tiefen Temperatur am Morgen) vor dem Beginn der 2. Etappe mit Andi mit, wie schnell es ihm wohl gelingen würde, den Schlauch zu wechseln. Gravierender war das Problem, das Sepp mit einem Kettenblatt bekam, aber auch das wurde gemeistert.
Ein Wort noch zum Kulinarischen: Von der belgischen Küche waren wir durchwegs sehr angetan, und da in Belgien über 400 Biersorten gebraut werden, ließ es sich gar nicht vermeiden, einige Kostproben zu genießen – darunter auch solche mit einem ungewohnt hohen Alkoholgehalt. Keine Bekanntschaft machten wir hingegen mit dem belgischen Regen, es herrschte gutes Radlerwetter bei nicht sehr hohen Temperaturen.
Wer mehr und Genaueres über den HRC-Radurlaub 2014 wissen will, sollte sich an die folgenden „Mitwirkenden“ wenden:
Breithuber Burkhard, Britzmann Christoph, Britzmann Franz, Britzmann Ingrid, Fediuk Herbert, Froschauer Bettina ,Froschauer Roland, Kriegl Bernhard, Neukam Gerold, Nössler Michael, Paulitsch Michael, Sarnig Josef, Sokoll Andreas, Sokoll Helmuth, Weber Walter, Weinländer Michael, Gerald Angermann