„ Die Pyrenäen – ein Radfahrertraum“
1. Tag: Das Warten hatte endlich ein Ende:
Nach einer kurzen Nacht – für einige fiel sie überhaupt aus – ging es um 04:00 Uhr früh beim EUCO los. 26 radbegeisterte Sportler/innen wagten sich in das Abenteuer Pyrenäen. Nach einem ruhigen Beginn der Fahrt wurde es mit aufgehender Sonne im Bus immer lebendiger. Die ersten Stunden vergingen beim Studium von Landkarten und Streckenplänen wie im Flug.
Nach unserer Ankunft im Zwischenquartier in San Remo um ca. 16:00 Uhr schlüpften die Meisten von uns sofort in die Radwäsche. Galt es doch das Finale des Radklassikers Mailand – San Remo zu erkunden.
Nach etwas hektischem Beginn durch die
belebte Stadt ging es flott bis nach San Lorenzo Al Mare, von wo aus der Anstieg zur Cypressa begann. Geschlossen rollte die Gruppe die Steigung hinauf und nach der Abfahrt wieder Richtung San Remo zum
Abendessen. Der Poggio musste aus Zeitgründen leider ausgelassen werden. Nach dem Abendessen verabschiedeten sich die Meisten, müde vom langen Tag,
bald auf die Zimmer.
2. Tag: Frühstück um 07:00 Uhr!!
Die von unserm Obmann Franz Britzmann ausgegebene Abfahrtszeit wurde ohne
Widerspruch zur Kenntnis genommen. Nach der Radverladung starteten wir um
08:30 Uhr.
Entlang der Cote Azur, Provonce und Carmace ging es Richtung Pau.
Nach einer endlosen Fahrt durch Weinberge, Karstgebiet und Waldflächen bei Temperaturen um die 30°C war die Freude groß, als die ersten Gipfel der Pyrenäen am Horizont auftauchten und das Ende der Busfahrtfahrt ankündigten.
Müde und hungrig erreichten wir gegen 20:30
Uhr unser Hotel. Beim Einchecken stellte sich heraus, dass das Gepäck von Rudi in San
Remo geblieben war. Schnell war jedoch ein „Notprogramm“ gefunden, das ihm
mit dem Handgepäck über die Runden kommen lies.
3.Tag: Endlich ging es los!
Voll motiviert kamen die Meisten schon in voller „Radmontur“ zum Frühstück. Der
Blick aus dem Fenster versprach einen sonnigen warmen Tag.
Um 08:30 Uhr rollten wir vom Hotel zum Busparkplatz um die letzten Kleinigkeiten vor dem Start zu erledigen (Luftkontrolle u.s.w.) Das Gepäck wurde später vom
„Guten Geist“ der Reise – Franz Furian – fachmännisch verladen.
Nach dem Gruppenfoto rollte die Gruppe geschlossen aus Pau hinaus – nicht ohne
„Ehrenrunde“- trotz NAVI!
Nach ca. 10km auf der stark befahrenen D834 verabschiedeten wir unsere Damen Ingrid, Juli und Irmi. Die Männergruppe rollte geschlossen in Richtung Col de
Aubisque, der mit ca. 15 km Anstieg bei durchschnittlich 7,5% Steigung ein recht ordentlicher Brocken war.
Auf dem Gipfel trafen wir zum ersten Mal auf die Spuren der „TDF“. Riesige Fahrräder in den Farben der Führungstrikots sind dort am Fahrbahnrand platziert.
Nach einer Erfrischung und den
Gipfelfotos ging es in eine kurze, aber traumhaft schöne Abfahrt. Anschließend
erfolgte die Auffahrt auf den Col de Soulor. Dieser war mit seinen 200 HM
nicht allzu schwer. Nach kurzer Pause folgte eine schöne lange Abfahrt in Richtung Argles Gazost. Unser Geschwindigkeitsrausch wurde nur durch diverse Ausbesserungsarbeiten an der Straße gestoppt- Tour de France lässt grüßen!!
Bei einer dieser Baustellen passierte es: Hinterraddefekt bei Peter!
Gleich fanden sich einige Helfer, der Schaden sollte eigentlich bald behoben sein. Dem war aber nicht so.
Ein Schlauch eingeklemmt, beim zweiten Schlauch Probleme mit der Druckluftpatrone – die Zeit verging. Die Zwangspause brachte es mit sich, dass die Verfolger wieder aufschlossen und beinahe die gesamte Gruppe geschlossen weitergefahren konnte.
Im nächsten Ort, Arge les Gazot, wurde dann Kaffeepause gemacht. Plötzlich ein Knall! Das Hinterrad von Peter war wieder ohne Luft. Frustriert „parkte“ er sein Velo in einem Blumenkasten und wollte auf den Bus warten.
Nun nahm sich unsere Nr. 1 in Sachen Radtechnik – Reinhold – der Sache an und führte die Reparatur durch.
Geschlossen fuhren wir die letzten km nach Luz de Sauveur, dem Ziel des heutigen Tages.
Daten: 106 km
1920 HM
4.Tag: Gut ausgeschlafen und durch ein reichliches Frühstück gestärkt machten sich alle bereit für die „Königsetappe“ unserer Tour.
Galt es doch drei Berge, unter ihnen den berühmten Tourmalet zu bezwingen.
Einige von uns hatten einen so großen Respekt, sodass sie den „offiziellen“ Start ignorierten und ca. 15 Min früher losfuhren.
Pünktlich um 08:30 Uhr setzte sich die Gruppe in Bewegung, unter ihnen auch unser Chauffeur Gilbert Gaber, der den Tourmalet bezwang, bevor er sich wieder an das Steuer unseres Busses setzte.
Ohne Einrollphase begann gleich der 18
Kilometer lange Anstieg. Ein dementsprechend ruhiges Tempo wurde
angeschlagen. Nach einigen Kilometern bildeten sich diverse Gruppen und jeder fuhr
in seinem Rhythmus den Berg hinauf.
Nach einem kurzen Halt mit Gipfelfoto beim Raddenkmal
in 2115 Meter Seehöhe folgte eine flotte Abfahrt, die ohne Flachstück in die Anfahrt zum nächsten Berg, dem Col de Aspin, der sich mit einer mittleren Steigung von ca. 6% und einer schattigen Auffahrt sehr gnädig zeigte, überging.
Da es auf dem Gipfel außer Kühen nichts
Besonderes gab, wurde gleich zum letzten
Berg weitergefahren, den Col de Peyesourde. Bei Temperaturen um die 30°C und nach bereits 100 gefahrenen km noch ein harter Brocken.
Nach der Abfahrt fanden sich ca. 10 Fahrer zusammen, die die Fahrt ins Tagesziel gemeinsam fortsetzten. Dort eingetroffen wurden sie bereits von Franz B., der die Fahrt ohne Pause absolvierte, begrüßt.
Bald darauf kam auch der Bus und es wurde „Bestandsaufnahme“ gemacht.
Der Aufenthalt der fehlenden Teilnehmer war bekannt. Lediglich der Verbleib von . Albert, der an diesem Tag in „Gelb“ angetreten war, war unbekannt. Noch während wir rätselten, bog er um die Kurve. „Verfahren“ – lautete sein knapper Kommentar.
Ein schöner, heißer Radtag ging zu Ende. Lange wurde auf der Terrasse des Hotels –
dessen Beschreibung ein Buch füllen würde – bei Bier und Wein diskutiert. Besonders gewürdigt wurde die Leistung unserer Damen. Alle bezwangen den Tourmalet. Irmi konnte nur durch den nachfolgenden Bus an der Weiterfahrt am letzten Berg gehindert
werden.
Schließlich ermahnten uns die ersten Regentropfen eines aufziehenden Gewitters ins Bett zu gehen. Stand doch am Folgetag mit 152 km die längste Etappe auf dem Plan.
Gefahren: 123km
3120 Hm
5.Tag: Nach einem nächtlichen Gewitter saßen wir pünktlich um 07.00 Uhr beim Frühstück.
Eifrig wurde über die Nacht in der „Herberge“ – wir tauften sie „Hotel Muff“ – gesprochen. Dieses Hotel kann man nicht beschreiben, man muss es gesehen haben!
Um 08.30 starteten wir. Vor uns lag mit dem Col de Ares ein richtiger Rollerberg. Danach führte die Route zum Col de Portet D`Aspet, dem schwierigsten Hindernis des Tages. Nachdem wir ein Foto am Denkmal des am 18. 07. 1995 an dieser Stelle bei einer TDF- Etappe zu Tode gestürzten Fabio Casartelli gemacht hatten,
nahmen wir den Berg in Angriff. Mit seinen kurzen, steilen Rampen mit bis zu 17%, wurde er zu einem der schwersten Anstiege der ganzen Woche.
Umso angenehmer zeigte sich der nächste Berg, der Col de Port. Ein Genuss, bei Steigungen von 4 bis 6% auf 1300 m Seehöhe zu klettern!
Bei der doch etwas kühlen Abfahrt, es hatte ca. 15°C, war eine Kaffeepause geplant. Fünf Mann (Albert, Kurti, Michi, Hans und Burki) schafften es nicht, rechtzeitig beim nächsten Gasthaus anzuhalten.
Aus diesem Grund stärkten sie sich wie
Wegelagerer auf dem Vorplatz eines ALDI- Marktes mit Salami, Käse und Baguette.
Danach ging es mit vollem Magen die letzten
leicht ansteigenden km nach Ax Les Thermes – dem Tagesziel.
Gefahren: 152 km
2480 HM
6. Tag: Nach heftigen nächtlich Regenschauern
waren am Morgen die Straßen noch nass. Da sowieso ein Ruhetag mit einer lockeren Ausfahrt am Programm stand, störte das nicht besonders. Wir machten
mit dem Bus einen Ausflug nach Andorra, wo beim Bummeln und Flanieren der
Vormittag wie im Flug verging. Bei der Rückfahrt ins Hotel zeigte sich auch schon wieder die Sonne. Einige von uns zog es sofort wieder aufs Rad – es ging zu Schistation AX-3 Domaines, wo Georg Totschnig 2005 seine TDF- Etappe gewann.
Den Rest zog es ins Bett, um Kräfte für den folgenden Tag sammeln.
So verging auch der Ruhetag wie im Flug.
Den Ausklang fand der Tag mit Spezialitäten aus Andorra (spanische Jause) – aufgetischt von Reinhold und Hans.
7. Tag: Auf zur letzten Etappe.
Einige, darunter unserer Salzburger Legionäre Roland und Oliver, machten sich etwas früher auf den Weg. Dies wohl in der Hoffnung, nach dem einzigen Berg des Tages (Port de Pailheres), die letzten, durchwegs fallenden km der Strecke in einer Gruppe zurücklegen zu können.
Nach einer 12 km langen Auffahrt mit 7 bis 9% Steigung – teilweise im Nebel – bot sich auf dem Gipfel ein Traumpanorama. Die Sonne ließ
die Strapazen der Auffahrt vergessen. Die vor uns liegende Abfahrt, eine Straße mit nicht zu zählenden Kehren ließ unsere Herzen höher schlagen.
Nicht zu Unrecht zählt dieser Pass zu den schönsten Radlerpässen in Europa
Als wir nach ca. 8 km Abfahrt wieder in den Nebel eintauchten, ging das freudige Vibrieren leider bald in Zittern über. Die Kälte wurde beinahe unerträglich, sodass wir ein an der Straße befindliches Gasthaus aufsuchen mussten.
Während wir uns im GH bei Tee oder Kaffee wärmten, fiel uns das Fehlen der
beiden Salzburger auf.
Wo diese wohl sind? Niemand hat sie gesehen!
Kurze Zeit später klärte sich alles zum Guten. Sie hatten zu Beginn des Anstieges die falsche Abzweigung genommen und so eine Extraschicht von 500 HM
gemacht.
Der konsumierte Tee oder Kaffee erwärmte uns nur wenig.
So war bei der folgenden langgezogenen Abfahrt durch einen wilden schönen
Graben Zähneklappern angesagt.
Ab Axal, ca. 60km vor Perpignan, stieg die Temperatur wieder auf erträgliche
Werte und die Lebensgeister kehrten in unsere Beine zurück. Mit Unterstützung
des lebhaften Rückenwindes und dem andauernd leichten Gefälle, segelten wir mit
50 bis 60 „Sachen“ Richtung Perpignan.
Gratulation an dieser Stelle an unsere Irmi; sie fuhr zum ersten Mal über 100km pro Tag.
Im Hotel angekommen beschlossen Hugo, Helmut, Herbert, Gilbert, Peter noch ca. 10 km anzuhängen und an die Mittelmeerküste zu fahren. Das Resultat: Zwielichtige Fotos mit einer Frauenstatue
und zwei gebrochene Rippen von Hugo.
Am Abend wurde bei lauem Wetter noch ausgiebig in der schönen Altstadt gefachsimpelt.
Gefahren: 123 km
1200 HM
8. u. 9. Tag: Rückreise
Die Rückreise gestaltete sich ähnlich wie die Anreise. Lediglich das Sitzen im Bus fiel nach Tagen auf dem Sattel etwas leichter.
In Genua machten wir Zwischenstation. Beim Abendessen hielten wir bereits
Rückschau auf das Erlebte und spürte in uns bereits den „Ruf der Heimat.“
Schließlich kamen wir alle gesund (nur Hugo war leicht angeschlagen), mit ca. 560 gefahrenen Kilometern
und 9200 Höhenmeter,
sowie einer Menge von großartigen Eindrücken im Gepäck am 26. 06. 2011, um
19.20 Uhr in Wolfsberg an.
Ein großes Dankeschön an Franz Britzmann und Gilbert Gaber für die perfekte
Organisation und an Franz Furian, dem „Guten Geist“ unserer Reise.
Teilnehmer: Dr. Angermann Gerald, Breithuber Burkhard, Britzmann Christoph, Britzmann Franz, Britzmann Ingrid, Ellmer Oliver, Fediuk Herbert, Fellner Hans, Findl Roman, Froschauer Roland, Furian Franz, Gönitzer Hugo, Grundnig Juliane, Kopanz Ernst, Nigsch Kurt, Nößler Michael, Rothleitner Irmi, Sokoll Helmut, Sorger Hermann, Stern Peter, Traussnig Reinhold, Urban Rudolf, Vallant Albert, Weber Walter, Weinländer Reinhold.
Ein Bericht von Burki Breithuber Juli 2011