Radurlaub südfranzösische Alpen 2016

HRC Wolfsberg-Radurlaub in den südfranzösischen Alpen

Der Radurlaub 2016 des Wolfsberger Radclubs HRC führte die 23 teilnehmenden Vereinsmitglieder,

darunter erfreulicherweise vier Frauen, in die südfranzösischen Alpen. Obmann Franz Britzmann hatte in Kooperation mit Gaber-Reisen (Maria Rojach) ein anspruchsvolles Wochenprogramm zusammengestellt. Am 11. Juni erfolgte die Anreise mit dem Bus nach San Remo, wo wir nicht nur die üppige Blumenpracht genießen konnten, sondern auch gleich unsere Räder startklar machten und in einer 50km-Schleife auch die Cipressa und den Poggio befuhren, jene beiden Anstiege, die beim Radklassiker Mailand – San Remo schon oft eine Vorentscheidung gebracht hatten.

Am nächsten Tag standen zwei Alternativen zur Auswahl: Wer sich für die Langstrecke entschied, startete schon direkt in San Remo und fuhr die Küste entlang über Monaco bis nach Nizza, von wo es dann landeinwärts in die Berge ging, bis nach 153 Kilometern der Zielort Castellane erreicht wurde. Es verdient festgehalten zu werden, dass alle charakterfest der Versuchung widerstanden, sich in Monaco der Welt der Reichen und (nicht immer) Schönen anzuschließen; auch von Verlusten im Casino von Monte Carlo wurde nichts bekannt. Um solchen Versuchungen aus dem Wege zu gehen und Kräfte zu sparen, entschieden sich einige für einen Start kurz nach Nizza – dann zeigte der Tacho in Castellane immerhin auch 84 Kilometer an. Für alle wurde jedenfalls die Auffahrt nach Gourdon ein besonderes Erlebnis – vor sich hatte man das auf einem Felssporn errichtete, 760m hoch gelegene kleine Dorf, ein Blick zurück zeigte in der Ferne die Meeresküste der Côte d’Azur. Nach einigen weiteren Kilometern riet das Navi, auf eine kleine Seitenstraße abzubiegen, deren Belag zwar eine Herausforderung für die Reifen darstellte, die aber auf eine landschaftlich reizvolle Hochebene führte, auf der das Felsige dominierte. Verwundert registrierten wir, dass hier die Baumgrenze schon bei ca. 1200m lag. Jedenfalls war es unserem Obmann Franz, der ja alle Strecken zusammengestellt hatte, wieder einmal gelungen, eine ziemlich ungewöhnliche Route zu finden! Auch für geschichtlich Interessierte bot die Strecke einiges – war hier doch 1815 Napoleon Bonaparte nach der Flucht aus der Verbannung in Elba unterwegs gewesen, um neuerdings die, allerdings nur 100 Tage dauernde, Herrschaft über Frankreich an sich zu reißen. Über einen weiteren Pass, den Col de Luens, erreichten wir den Zielort der 1. Etappe, Castellane. Dieser Ort liegt am Fuß eines mächtigen Felsmassivs, auf dem eine Kapelle thront, und war der ideale Ausgangpunkt für die Umrundung der ca. 21km langen und bis zu 700m tiefen Verdon-Schlucht.

Wer reichlich Höhenmeter machen wollte, konnte eine Zusatzschleife einlegen und erreichte auf der Route des Cretes den Rand der Schlucht; anschließend ging es in eine atemberaubende Abfahrt – auf der einen Seite der schmalen Straße ragten die Felsen in die Höhe, auf der anderen war man dem Abgrund sehr nahe. Auf dieser 2. Etappe wurde das Rennrad öfter als einmal zur Seite gestellt, um faszinierende Blicke in die Tiefe bis zum türkisfarben leuchtenden Fluß Verdon zu genießen, der in einen Stausee mündet. An diesem vorbei ging es dann wieder hinauf und die Schlucht auf der anderen Seite zurück; schließlich wartete ein weiterer Anstieg, auf den eine Hochgeschwindigkeitsabfahrt folgte, ehe wir die Verdon entlang zurück nach Castellane fuhren. Insgesamt war diese 2. Etappe ein über 131km verteiltes großartiges Naturerlebnis.

Mit der 3. Etappe begann die Zeit der hohen Berge und langen Anstiege. Die Fahrt von Castellane nach Jausiers (101km) führte über den 2250m hohen Col d’Allos, den man nach 24km Anstieg und zahlreichen Serpentinen erreicht. Für viele war er der schwerste Berg der ganzen Tour. Bei der Abfahrt ging es auf schmaler Straße mit wenig Sicherungen durch zerklüftetes Gelände, eine schier endlose Abfolge von bedrohlich nahen Schluchten; hoch konzentriertes Fahren war angesagt, zum Glück gab es wenig Gegenverkehr.

Am Tag darauf ging es bei der 4. Etappe von Jausiers auf den 2715m hoch gelegenen Col de la Bonnette, wobei man auf 23km ca. 1500m Höhendifferenz bewältigt. Die geplante anschließende „Gipfelfahrt“ auf die Cime de la Bonnette, bei der man die 2800m-Marke überschreitet, entfiel wegen einer Straßensperre. So blieb uns mehr Zeit, den grandiosen Ausblick zu genießen. In dieser Höhe wird nicht nur die Luft dünn, die Temperaturen knapp über dem Nullpunkt ließen in der Abfahrt so manchen vor Kälte zittern. Zurück in Jausiers, waren die meisten bereit, den nächsten Berg zu „erfahren“, den Col de Vars. Das war wieder ein Tag für bergfeste Radler – dass auch unsere Radlerinnen es sich nicht nehmen ließen, in diese Höhen zu fahren, sollte aber unbedingt erwähnt werden!

Tags darauf sorgte der Wettergott für einen unfreiwilligen, aber von vielen durchaus begrüßten Ruhetag, die vorgesehene Strecke wurde per Bus bewältigt und wegen ihrer landschaftlichen Reize sehr genossen. So blieb auch Zeit, sich die bizarren Steinformationen Les Demoiselles Coiffées anzusehen, die wie von Menschenhand entworfen wirken, aber in der Eiszeit vor ca. 20 – 40000 Jahren entstanden sind. Nach der Ankunft in Briançon setzte bald starker Regen ein, aber am nächsten Morgen empfing die Radler eine Mischung aus Sonnenschein und Wolken, so dass der 27km langen Auffahrt auf den Col du Lautaret (2057m hoch gelegen) nichts im Wege stand. 

Der frische Schnee auf den umliegenden Gipfeln bot eine imposante Kulisse, mahnte aber auch zur Vorsicht: Bei der geplanten Weiterfahrt über den Col du Galabier (2645m) waren Schnee- und Eisreste zu erwarten, und da es neben der Radlerleidenschaft auch eine Radlervernunft gibt, beschlossen die HRC-Mitglieder, nach Briançon zurückzufahren und dann über den Col de Montgenèvre einen Abstecher ins italienische Oulx zu machen, das nach einer berauschend langen Abfahrt erreicht wurde. Dort wartete bereits der Gaber-Bus, mit dem die Weiterreise nach Saint-Marie-de-Cuines angetreten wurde. Alle waren jetzt fasziniert von einem krönenden Abschluss: die Befahrung der Lacets de Montvernier, die beim größten Radrennen der Welt, der Tour de France, 2015 zu bewundern gewesen waren. Nur 3,7km lang, wird über 17 engste Serpentinen eine Felswand emporgeradelt!

Über diese tolle Woche gäbe es noch eine ganze Menge zu erzählen. Natürlich ist so ein anspruchsvolles Wochenprogramm nur zu meistern, wenn die körperliche Leistungsfähigkeit weit über dem Durchschnitt liegt, und das trifft selbstverständlich auf alle HRCler zu. Dagegen, dass der Körper nicht immer das macht, was der Geist will, lässt sich freilich nichts machen. Und natürlich blieb der eine oder andere Defekt nicht aus; in diesem Zusammenhang ist insbesondere Gerold zu danken, dessen scharfer Blick und kundige Hand so manchem zugute kamen – technische Kompetenz ist ja durch nichts zu ersetzen. Was über „tierische Begegnungen“ berichtet wurde, ist überaus beeindruckend: nicht nur ein Mufflon lief über die Straße, auch ein Wolf soll gesichtet worden sein! Die an der Botanik Interessierten wunderten sich über den wild wachsenden Buxbaum und die sehr stark variierenden Baumgrenzen. Und überall, auch dort, wo die Qualität der Quartiere in nicht allzu vielen Sternen ausgedrückt werden kann, waren wir von der französischen Küche begeistert. Ein kleiner Wermutstropfen soll nicht unerwähnt bleiben: Es blieb uns nicht erspart, die Auftaktpartie der österreichischen Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich mitzuerleben, das Spiel gegen Ungarn – ein Spiel zum Vergessen (daher sei das Ergebnis auch verschwiegen). Unvergeßlich hingegen die Bergwelten, die wir uns erradelten, und die geselligen Abende, die lustig und harmonisch verliefen und nicht ganz alkoholfrei blieben. Dass Frauen im Allgemeinen einen zivilisierenden Einfluss auf Männer haben, wurde wieder einmal bestätigt – auch in diesem Sinne ein Danke an Ingrid, Bettina, Alexandra und Sonja!

In ausgelassener Fröhlichkeit feierten die HRC-Mitglieder abschließend die überaus gelungene Tour-Woche, die erfreulicherweise unfallfrei verlaufen war und einmal mehr die unvergleichliche Faszination des Rennradfahrens in atemberaubenden Umgebungen erleben ließ. Letztlich waren es dann 650 Kilometer und 10500 Höhenmeter, die von den meisten bewältigt wurden. Einige hatten Lust auf und Kraft für ein paar zusätzliche Kilometer, aber auch diejenigen, die den Akzent mehr auf Radurlaub legten und auf ein paar Kilometer verzichteten, schwärmten von einer großartigen Woche. Zu deren Gelingen trug Gilbert Gaber als Chauffeur durch seine gelassen-souveräne Fahrweise und sein humorvolles Wesen erheblich bei. So waren sich am Ende alle einig: auch 2017 soll es eine Fortsetzung der HRC-Radurlaubstradition geben!

Wer weitere Details über den HRC-Radurlaub erfahren möchte, wende sich an die folgenden Mitwirkenden:

Auernig Hans Peter, Breithuber Burki, Britzmann Christoph, Britzmann Franz, Britzmann Ingrid, Fediuk Herbert, Fellner Hans, Froschauer Bettina, Froschauer Roland, Kopanz Ernst, Mitsche Georg, Neukam Gerold, Nössler Michael,Paulitsch Michael, Ramirez Sergio, Sarnig Alexander, Sarnig Josef, Sokoll Helmuth, Tassotti Alexandra, Weber Walter, Weinländer Reinhold, Wischer Sonja und Gerald Angermann

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