Am Montag, den 17. Juni, 6 Uhr früh, trafen sich 20 Radbegeisterte zur Verladung der Räder und des Gepäcks in Wolfsberg. Wie in den vergangenen Jahren hatte unser Obmann Franz Britzmann auch dieses Mal eine anspruchsvolle, für alle neue Strecke ausgetüftelt und gemeinsam mit Gilbert Gaber (Gaber-Reisen) die logistische Herausforderung gemeistert, die Etappenlänge so zu bemessen, dass uns am Ziel immer ein gutes Quartier erwartete. Souverän chauffiert von Gilbert Gaber und wie immer bestens betreut von unserem „guten Geist“ Franz Furian kamen wir schon am späteren Vormittag in Passau an. Von den Auswirkungen des dramatischen Hochwassers, das die Stadt vor
wenigen Tagen überflutet hatte, war auf unserer Route nicht mehr viel zu sehen. Vor dem Start zur 1. Etappe gab es noch einen Fototermin, bei dem wir hinter den Transparenten unserer Sponsoren (Fischer Edelstahlrohre Austria, Look, EP: Fediuk, McCafé) alle noch einen sehr frischen Eindruck machten.
17. Juni:
1.Etappe: Passau – Zwiesel (89 km, 1170 Höhenmeter)
Schon nach wenigen Kilometern ereignete sich ein Zwischenfall, der aber glimpflich verlief: Jutta konnte einem Auto, dessen Lenkerin den Vorrang missachtet hatte, nicht mehr ausweichen und machte Bekanntschaft mit der Motorhaube. Heilfroh, dass sie unverletzt geblieben war, wich Arthur dann lange nicht mehr von der Seite seiner Frau.
Auf dieser zum Einrollen gedachten Etappe erwarteten uns bereits viele kleine Anstiege und mehr Höhenmeter als vermutet – eine gute Vorbereitung auf die kommenden Tage
Zwiesel, unser Zielort, ist ein Zentrum der Glasindustrie, und wir konnten eine Glaspyramide bestaunen, die angeblich aus über 93.000 Weingläsern zusammengesetzt ist. Zuvor war uns aber das leibliche Wohl wichtiger, und so ließen sich viele das Weizenbier gut schmecken.
18. Juni:
2. Etappe: Zwiesel – Zwiesel (120 km, 2220 Hm)
Der Rundkurs führte uns zunächst den Berg hinauf zum idyllischen Abersee. und dann in eine durch den Wintersport bekannte Bergszenerie mit einer Radaranlage, die uns an die Koralpe erinnerte. Entlang des Nationalparks ging es über Bayerisch Eisenstein nach Tschechien, und bei der Abfahrt nach Nyrsko begnügte sich Helmuth nicht, wie schon davor Ingrid und Roland K., mit einem einfachen Reifenschaden, sondern führte vor, wie man mit einem Speichenbruch dennoch das Ziel erreicht. Ab Nyrsko konnte man von einer wahren Hitzeschlacht sprechen, auf langgezogenen, der prallen Sonne ausgesetzten Anstiegen wurden Temperaturen um 40°C gemessen, und spätestens hier bedauerte wohl mancher, dass es heute keine Unterstützung durch den Bus gab. Nach Arrach bewältigten wir noch einen langen Anstieg in Richtung Arnbruck, der glücklicherweise durch den Wald führte. Auf dem Weg zurück nach Zwiesel wurden die Schnellen unseres Teams mit einem starken Hagel bestraft, die Nachfolgenden kämpften entweder mit Sturm und Regen oder waren so dosiert gefahren, dass sie von der Wetterfront verschont blieben. Aber auch diese widrigen Umstände konnten nicht verhindern, dass alle innerhalb der Karenzzeit im Hotel Kapfhammer eintrafen.
19. Juni:
3. Etappe: Zwiesel – České Budějovice (Budweis) (142 km, 1760 Hm)
Sehr hügelige 142 km und z. T. heftiger Gegenwind waren dafür verantwortlich, dass auch diese Etappe keine leichte war. Kräftezehrende lange Anstiege bei hohen Temperaturen zersplitterten das Feld, doch kurz nachdem wir die Grenze zu Tschechien passiert hatten, bot sich an einer Tankstelle die Gelegenheit zur Stärkung, und danach rollten wir wieder gemeinsam durch dünnbesiedeltes Land. Eine kleine Aufregung gab es einige Kilometer vor dem Ziel, als Hans bei einer Bahnübersetzung gerade noch einen Sturz in den Graben vermeiden konnte. Belohnt wurde wir durch die Zielankunft mitten in Budweis – von unserem Quartier, dem Grandhotel Zvon, hatten wir einen direkten Blick auf den 133 mal 133 Meter großen Hauptplatz
in dessen Mitte ein Samson-Brunnen steht, und auf das Barockrathaus mit Glockenspiel. Nach dem Abendessen genossen wir diese behagliche Altstadtatmosphäre bis zum Sonnenuntergang. Im klaren Bewusstsein, mit ihren Kräften haushalten zu müssen, dürften sich die meisten schon ziemlich früh zurückgezogen haben – eine richtige Entscheidung, wie sich am nächsten Tag zeigen sollte.
20. Juni:
4. Etappe: České Budějovice – Znojmo (Znaim) (174 km, 1530 Hm)
Allein schon durch die Länge dieser Etappe und die langen Abschnitte auf Forststraßen durch ausgedehnte Waldgebiete wird uns dieser Tag als ein außergewöhnlicher im Gedächtnis bleiben. Insbesondere die einsamen Alleen entlang von Seen beeindruckten uns sehr. Wir fuhren auch kilometerlang an Wiesen und Feldern vorbei, und nur vereinzelt tauchten Häuser, Höfe oder Siedlungen auf.
Die Navigation im Wald bereitete einige Probleme, und so konnten dann einige beim Bier im Etappenziel Znaim von einer Fahrt über eine Staumauer berichten, die andere niemals gesehen hatten. Außerhalb der Wälder machte uns die Hitze nach wie vor zu schaffen, die Versorgung aus dem Bus war daher für alle eine Wohltat. Interessant war auch, dass die Strecke über längere Zeit ganz nahe an der tschechisch-österreichischen Grenze entlang führte. Dass eine solche „Königsetappe“ ihre Opfer forderte, ist nicht weiter verwunderlich: Sergio erklärte nach 73 km sein Tagespensum für erledigt (und konnte sich so bei einem Reifendefekt Burkis nützlich machen), Reinhold und Roland F. waren nach einer kleinen Irrfahrt so vernünftig, in den Bus einzusteigen. Die anderen kämpften sich über viele Kilometer Rollsplit und harte Anstiege, bei denen zu spüren war, dass wir bereits 150 km in den Beinen hatten, zum Ziel, dem Hotel Prestige in Znojmo (Znaim).
21. Juni:
5. Etappe: Znojmo (Znaim) – Tulln (109 km, 740 Hm)
Diese Etappe zurück nach Österreich brachte schon bald nach dem Start infolge von Navigationsproblemen einige zusätzliche Meter auf den Tacho. Gleich nach dem Passieren der österreichischen Grenze erwarteten uns die ersten Weingärten. Es wurde eine relativ ruhige und angenehme Fahrt in einer großen Gruppe, der sich auch Irmi angeschlossen hatte. Jutta war schon um 6 Uhr losgefahren. Und wie das bei Rennradfahrern halt so ist: wenn die Strecke etwas leichter ist, erhöhen sie einfach das Tempo. Schon kurz nach 13 Uhr trafen wir daher im Designhotel Römerhof in Tulln ein. Viele von uns genossen am Nachmittag die Gastfreundschaft von Burkis Bruder Sigi, der uns in seinem ca. 5 km vom Römerhof entfernten Wochenendhaus an einem idyllischen kleinen See üppig bewirtete und die Möglichkeit bot, unsere wassersportlichen Fähigkeiten zu überprüfen. Dabei tat sich insbesondere Helmuth beim Schwimmen hervor, während Herbert mit einem Salto rückwärts
beeindruckte (in allen Phasen auf Fotos von Ernst zu bewundern). Vielen Dank, Sigi!
22. Juni:
6. Etappe: Tulln – Reichenau an der Rax (116 km, 1100 Hm)
Schon kurz vor 8 Uhr nahmen wir bei bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen die letzte Etappe in Angriff. Es wurde ein flottes Tempo angeschlagen, und wir genossen nochmals die Vorteile, in einer größeren Gruppe zu fahren, ehe dann auf einigen knackigen Steigungen jeder sein eigenes Tempo wählte. Oben auf der Kalten Kuchl vereinte sich das Feld wieder und wir stürzten uns hinab ins Höllental. Hier trafen wir dann auf unser Damenteam, das uns entgegengefahren war. Die letzten Kilometer wurden noch einmal richtig scharf gefahren. Der Bus wartete einige Kilometer vor Gloggnitz in Reichenau an der Rax auf uns. Eindeutig übers Ziel hinausgeschossen ist nur Sergio, der wegen eines Defekts den Anschluss an die Gruppe verloren hatte, den Bus übersah und einige Extrakilometer hinein in den Regen zurücklegte.
Nach einer Waschung in der Schwarza und einer ausgiebigen Stärkung traten wir die Heimreise an, jetzt chauffiert von Gaber junior, der uns sicher zurück nach Wolfsberg brachte.
Sechs intensive Tage liegen hinter uns. Auch wenn aus bereits genannten Gründen die einzelnen Kilometerzahlen und Höhenmeter variieren, kann man zusammenfassen, dass wir etwa
750 Kilometer zurücklegten und dabei 8500 Höhenmeter überwanden.
Wenn man bedenkt, dass es ja keine sehr hohen Pässe zu bezwingen galt, wird klar, dass auch ein ständiges Auf und Ab ganz schön in die Beine geht – solche hügeligen Strecken sind also nicht weniger anstrengend als schwere Bergetappen. So vermute ich, dass wohl alle nach dem Radurlaub ein paar Erholungstage ohne Rad einlegten!
Besonders hervorzuheben ist noch, dass dieses Mal ein vierköpfiges Frauenteam mit dabei war, das ganz beachtliche Leistungen erbrachte – Gratulation an Ingrid, Irmi, Jutta und Bettina!
Viele Einzelheiten der Radwoche habe ich auch unterschlagen: Wo Christoph attackierte und wo Burki Gas gab, wo Franz B. uns mit strenger Stimme den rechten Weg wies und Franz F. uns die kräftigsten Stärkungsmittel zusteckte, in welchen Trikots Albert unterwegs war, wo sich diverse Pannen ereigneten, wo Kurt seine Bärenkräfte zum Anschieben von Irmi einsetzte, in wie vielen Gasthäusern Reinhold unterwegs einkehrte, wie viele Runden Walter an der Theke ausgab und vieles andere mehr – niemals werdet ihr es erfahren!
Zum Abschluss sei daran erinnert, dass ein Berichterstatter natürlich nicht alles wissen kann, was sich auf einer solchen Etappenfahrt zuträgt, und dass zudem jeder seine eigene Geschichte dieses Radurlaubs erzählen könnte. Wer mehr und Genaueres wissen will, sollte sich also an die folgenden „Mitwirkenden“ wenden:
Breithuber Burkhard, Britzmann Christoph, Britzmann Franz, Britzmann Ingrid, Fediuk Herbert, Fellner Hans, Froschauer Bettina, Froschauer Roland, Furian Franz, Kienzl Roland, Kopanz Ernst, Nigsch Kurt, Possegger Arthur, Possegger Jutta, Ramirez Sergio, Rothleitner Irmi, Sokoll Helmuth, Traussnig Reinhold, Vallant Albert, Weber Walter, Gerald Angermann